20 Jahre Whiskyauction.com: Interview mit Thomas Krüger (Teil 2 von 3)



... die Fortsetzung des Interviews, geführt am 20.01.2017...







B.B.: Können Sie sagen, wie viele Flaschen monatlich über WA in die Welt gehen?

T.K. : Mittlerweile kommen wir langsam an unser machbares Limit mit durchschnittlich 4000 Flaschen pro Auktion. Der letzte Monat war der bisher umfangreichste mit über 4500 Fl., d.h. dann in wenigen Tagen mit entsprechend viel Personaleinsatz ca. 1200 Pakete zu packen und in die Welt zu senden.



B.B.: Wie viele Sorten Whisk(e)y haben Sie selber denn schon probieren/sammeln können? 

T.K. :  Meinen ersten Whisky hatte ich mit 21 Jahren. Anfangs hatte ich Bedenken, ob mir das Getränk überhaupt zusagt und ich dann mehr oder weniger vergebens gesammelt haben könnte... Aber probiert habe ich mittlerweile schon über 5000.
Meine Sammlung umfasst momentan über 7000 Exponate.



B.B.: Gibt es für Sie eine Abfüllung, die Sie gerne noch probieren bzw. Ihrer Sammlung hinzufügen möchten, oder sagen Sie sich mittlerweile: ich habe genug Flaschen?
Kommt Ihnen da die kaufmännische Einstellung in die Quere?

T.K. : Also Kaufmann und Sammler muss man voneinander trennen.
Über die Jahrzehnte habe ich immer gesammelt um nie zu verkaufen. Meine Sammlung ist sozusagen mein eigener persönlicher Schatz. Gleichzeitig bin ich sehr froh meinen Schatz jetzt einer größeren Kundschaft öffentlich präsentieren und vorstellen zu können.
Denn was nützt eine solche Sammlung, wenn sie nur im stillen Kämmerlein liegt?
Unter den Exponaten sind auch einige Flaschen, die hier in der Vitrine „Treasures of the past“ zu sehen sind. Da sind einige dabei, die ich ganz toll finde. Die meisten davon sind mir aber eher zufällig über den Weg gelaufen, die hatte ich gar nicht gezielt gesammelt.







Andererseits bin ich aber doch auch ein Preuße und versuche alles in Sammel-Schemata zu packen und diese dann zu komplettieren. Das ist sozusagen meine Definition vom Sammeln.
Und da existiert eine Flasche, die mir noch fehlt:
Es besteht eine deutsche Firma namens „Fugger“ aus Berlin. Die haben in den 50er und 60er Jahren hauptsächlich Liköre hergestellt. Und von denen gibt es auch einen Whisky namens „Old Sir“, sowohl in einer großen Flasche (habe ich selber noch nie gesehen) als auch als Miniatur, die habe ich bisher lediglich einmal gesehen bei einem Sammler.
Und auf diesen Whisky bin ich ganz heiß, aber nur zum Sammeln.

Zum Trinken muss ich sagen, dass ich schon so viele tolle Sorten probieren konnte, da hat mich in den letzten 5 Jahren eigentlich keine mehr so wirklich umgehauen. Zumindest im Vergleich zu früher fehlt dieser „Wow-Effekt“.
Mittlerweile geht es mir mehr darum, eine nette Gesellschaft zu haben. Deshalb haben wir das Haus hier in Holzbunge auch entwickelt: Um nette Gespräche zu haben, um zusammen zu kommen und um dann sagen zu können, jetzt passt dieser Whisky gut dazu und jetzt schmeckt er mir auch doppelt so gut, als wenn ich ihn alleine trinken würde.
Das ist noch das Erlebnis. Das ist meine Philosophie von Genuss.
Es steht und fällt mit der Person, mit der man zusammen ist und genießt.



B.B.: Haben Sie eine Geschichte/Erfahrung mit einer Flasche, an die Sie immer wieder gerne zurück denken?

T.K. : Eine wunderbare Geschichte war vor einigen Jahren der Verkauf eines Macallan 50 Jahre. Diese Flasche hatte ein Barbesitzer aus Tokyo (Japan) gekauft. Aufgrund des Wertes und des netten Kontaktes habe ich die Flasche dann persönlich rüber geflogen (extra versichert im Handgepäck, versteht sich).
Und nicht nur dieser Kontakt und das persönliche Überreichen waren unvergleichlich, sondern auch die Tatsache, dass die Flasche an dem Abend zur Eröffnung seiner neuen Bar („Helmsdale“, Stadtteil Minatocu) für die geladenen Gäste noch vor meinen Augen geöffnet wurde. Ich durfte sogar davon auch noch kostenfrei probieren (1926-28er Macallan, 3 Fässer wurden damals für den gemischt).
Das war schon fast zu viel der Ehre.
Wirklich ein toller Moment und ein tolles Beispiel für die Großzügigkeit der Japaner.

 Mein bestes Sammler-Erlebnis war dagegen damals hier in Hildesheim. Da war ich zusammen mit Herrn Rosenfeld zu einem Sammler gefahren, der über 10000 Mini-Flaschen besaß. Ich hatte damals meine Tauschflaschen dabei und wollte mit ihm ein paar Miniaturen austauschen. Da sagte er, dass er eigentlich keine Tauschflaschen habe. Beim genaueren Blick auf seine Minis fielen mir aber nach und nach mehrere Fläschchen auf, die doppelt vorhanden waren.  Diese war er dann auch bereit zu tauschen, aber er wusste nicht, welche wo standen.
 Also musste ich bei 10000 Flaschen sozusagen Memory spielen und die Doppelgänger rausfischen. Immerhin 5 Minis von den deutschen Whiskies konnte ich so heraussuchen. Das fand ich toll.




B.B.: Haben Sie nach so vielen probierten und gesammelten Whisky-Sorten eine Lieblings-Destille oder gar einen Lieblingswhisky? Und wenn ja welche?

T.K. : Springbank ist meine absolute Nr. 1.
Dort wird alles noch selbst erarbeitet und der Geschmack ist unvergleichlich.
Die mälzen seit 1828 100% selber und füllen selber ab.
Ich finde die Destille einfach klasse.
Und der tief-malzige Geschmack ist so nicht noch mal auf dem heutigen Markt zu finden.
Zudem halte ich sehr viel davon, dass Springbank seit jeher ein Familien-geführtes Unternehmen ist und auch so agiert. Hier geht es nach wie vor um die Qualität und nicht an allererster Stelle um das Geld.
Und außerdem ist der Besitzer Hedley Wright ein sehr kerniger Typ, den ich gerne auch noch persönlich kennenlernen würde.
Als damals nämlich der Spirituosen-Gigant Diageo die unterschiedlichen Whisky-Regionen Schottlands per Gesetz festlegen ließ, hat Mr. Mitchell noch die 3. Destille „Glengyle“ (2004) im Ort errichten lassen. So konnte Campbeltown mit mind. 3 Destillen eine eigene Region verkörpern.
Echt Klasse, in seinem hohen Alter noch so ein Risiko einzugehen.

Vor 15 Jahren war Macallan noch eine meiner liebsten Destillen. Die haben aber leider einen traurigen Weg eingeschlagen und sind nur noch am Money-Making interessiert.









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