Drams: Gordon & MacPhail vs. SMWS: 1st fill Bourbon-Barrel-Battle...





 Über die Jahre verändern sich die Geschmäcker und Vorlieben; ganz klar.
Am Anfang war es bei mir eher ein mehr oder weniger wahlloses "ausprobieren" der verschiedenen Richtungen und Whiskyregionen. Das gehört ja auch dazu, verblüfft und überfordert dann aber auch gerne mal ein wenig.

Irgendwann hatte sich dann zunächst der erst-befüllte Sherryfass-Einfluss als klarer Favorit beim "tasten" herauskristallisiert. So sieht man ja auch viel Farbe im Glas und die Nase erkennt recht schnell um welche Art Fass es sich handelt. 
Ein prägender Moment dabei war dann irgendwann eine Einzelfass-Abfüllung von der Destille GLENGOYNE, die bekannt für Ihre Sherryfass-Reife ist. Dieses Single Cask war mit 17 Jahren Reifezeit so dunkel wie Cola und hat quasi eine neue Dimension, was Whiskygeschmack und somit auch Fass-Prägung angeht, aufgestoßen.

 Einige hundert probierte Malts später sieht das nun etwas anders aus. So verzückt mich momentan am meißten das 1st oder 2nd-fill Bourbon Barrel! 
Glücklicherwiese ist dieses noch gut erhältlich und verglichen mit dem sehr beliebten Sherryfass auch noch vergleichsweise "günsitg".

"Der Preis der Fässer ist ständig im Steigen begriffen, grob gerechnet machen die Anschaffungskosten der Fässer etwa 10% der gesamten Herstellungskosten eines Whiskys aus, Tendenz steigend!" 
                                            (Quelle: whic.de) 


   So spricht man bei Sherry-Fässern aus den beliebten Bodegas Spaniens gerne mal von mehreren Hundert Euro (für 1 Fass), währrend ein sog. American Standard Barrel (ASB) lediglich um die 100€ (und weniger) kosten soll. 


 Heute Abend gönne ich mir daher gleich zwei unabhängig abgefüllte Einzelfass-Proben und stelle diese direkt gegenüber. 
 Dies wäre zum einen ein DAILUAINE von der "Single Malt Whisky Society" (kurz SMWS). Die SMWS veröffentlicht durchweg nur Einzelfass-Abfüllungen und ist berühmt für ein sehr gutes Händchen was die Fass-Auswahl angeht. Ein besonderes Merkmal, neben der elegant hochgezogenen grünen Flasche, ist dabei die Tatsache, dass jede Abfüllung mehr oder weniger "geheim" gelabelt wird. So bekommt jede Destille eine entsprechende Zahl und die Ziffern hinter dem Punkt, beleuchten die genauere Abfüllung. In diesem Fall trägt das Etikett die Nummer 41.88 mit dem Beinamen "Champagne of the North".
 Für denjenigen, der dann nicht nur der Phantasie andere sondern auch sich selbst etwas Klarheit geben möchte: eine kurze Online-Recherche ergibt recht schnell die Destille und entsprechende Fass-Reife mit Lagerzeit. 

 Als Zweite Probe kommt anschließend ein Mitbringsel aus meinem letztjährigen Schottland-Trip ins Glas: Ein GLENDULLAN, ebenfalls aus dem 1-st fill Bourbon-Fass und mit ca. 12 Jahren Reifezeit annähernd gleichen Alters. Dieses Fass kam über den renommierten und ehrwürdigen Abfüller "Gordon & MacPhail" aus Elgin auf den Markt und wurde dort unter der "Exclusive" Reihe gelabelt.



Notes: 




 


1.) SMWS 41.88 (Dailuiane 2005-2016; 1st fill Bourbon, 60,7% Alc. Vol.) 


Farbe: helles Strohgelb, aufgrund seines hohen Alkohol-Gehaltes recht "wackelig" im Glas mit einer feinen Fensterbildung

Nase (ohne Wasser): sehr zurückhaltend/verschlossen; etwas Heu, leichte Vanille

Mund (ohne Wasser): frisch,  mittelmäßiges Gefühl von Trockenheit und würzig starkes Prickeln... 
[Aaahhhh ^^ Jetzt macht der Name "Champagne..." auch echt Sinn!]

Abgang: Mittellang, hinterläßt im Mund viel Würze.


Gesamt: Die 41.88 ist sowohl meine erste SMWS- als auch Dailuiane-Abfüllung und die hätte besser nicht passen können. Die Nase "schwächelt" beim ersten Probieren (ohne Wasser) zwar etwas, mit Wasser verdopplet sich aber die Frische und im Mund ölt es nahezu. Sehr gelungen für meinen Geschmack. V.a. das Prickeln auf der Zunge und im Mundraum hinterläßt einen starken Eindruck.







2.) G&M Glendullan Exclusive (2004-2016; 1st fill Bourbon, 50% Alc. Vol.)


Farbe: golden, im Vergleich zum Dailuiane etwas dunkler, ebenfalls feine Fensterbildung

Nase (ohne Wasser): klar und frische Gräser, leichte Honignote

Mund (ohne Wasser): ölig und rund, bildet langsam Würze auf der Zunge, Vanillig

Abgang: eher kurz, hinterläßt im Mund aber einen sehr süßen Abklang, Speichelfluss-anregend.


Gesamt: Natürlich schwingt hier ein bißchen der letzte Urlaub in Dufftown mit! 
Das erste mal probiert hatte ich diesen Singel Malt währrend eines sog. "Distilleries Walk"  (http://www.speysidetours.co.uk/dufftown-distilleries-walk.php). Bei sonnigem Wetter an der frischen schottischen Luft der Speyside, umrahmt durch nette Anekdoten und Geschichten zu den einzelnen Destillen hat da jeder Whisky schon fast konkurrenzlos gewonnen. 
Im direkten Vergleich ist dieser Glendullan etwas gefälliger und runder, was mir heute eher zusagt.

  Dennoch muss ich sagen, hat der DAILUIANE einen positiven ersten Eindruck hinterlassen. Dieses Prickeln und Würzige im Abgang hab ich so in der Alterklasse sehr selten erlebt. Da passt der "Champagne of the North" wirklich sehr gut.


Resultat: 
Zwei Einzelfässer aus zwei eher unbekannten Destillen standen sich gegenüber...und ich muss sagen: ein Hoch auf diese beiden unabhängigen Abfüller!
Beide Destillen gehören zu DIAGEO und arbeiten sonst eher der Blend-Indutrie zu (Dailuiane überwiegend für Johnnie Walker), was aber meiner bescheidenen Meinung nach echt nicht Not tut. Aber an dieser Stelle nicht falsch verstehen - ich mag gerne Blends! ;) ). 
 Diese beiden Flaschen sind ein weiterer Beweis dafür, wie unabhängig abgefüllte Single Casks auf Ihre ganz eigenen Arten überzeugen können. Die Rahmenbedingungen waren annähernd gleich (Fass, Alter, etc.) und doch sind hier zwei tolle Unikate abgefüllt worden. Immer wieder schön so eine Entdeckung!

 Vielleicht werde ich beide noch einmal gegeneinander antreten. Dann aber in umgekehrter Reiehenfolge... mal schauen.


In diesem Sinne,
beste Grüße
B. B.
  








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